Die Durchführung eines Verhandlungsverfahrens ohne Teilnahmewettbewerb ist zulässig, "weil aus technischen Gründen kein Wettbewerb vorhanden ist" (vgl. § 14 Abs. 4 Nr.2 lit. b VgV). Für die Beschaffung kommt ausschließlich das Unternehmen Alcon Deutschland GmbH in Betracht.
Die zu beschaffenden Systeme werden zur Kataraktchirurgie (Linse, vorderer Augenabschnitt) eingesetzt. Dabei erfolgt die Linsenverflüssigung (Phakoemulsifikation) mittels Ultraschall. Dadurch wird das Material nicht mehr abgestoßen, der Materialabtrag ist deutlich höher und verkürzt damit auch die OP-Zeit. Dieser Prozess wird zudem mit einem Sensor überwacht, der thermische Schädigungen verhindert. Das Risiko einer schwer zu behandelnden Schädigung des Schnittes durch Überhitzung wird so minimiert.
Sofern kein exakter und zeitlicher Abgleich zwischen Zuführung und Absaugung erfolgt, entstehen zusätzlich noch Druckspitzen. Dies kann zu starken Druckschwankungen im Auge führen, die Durchblutung der Netzhaut stark einschränken und die Gefahren einer Kapselruptur erhöhen.
Dem System liegt ein hochsensibles Messverfahren zugrunde ("Intelligent Sentry"), das mittels eines Sensors im Handstück den exakten Augeninnendruck ermittelt. Zusätzlich erfassen weitere Sensoren ("Intelligent Aspiration") in Echtzeit die Saugleistung (Vakuum und Flow) des Systems. Dadurch bleibt der Augeninnendruck stabil und überschreitet niemals den Schwellenwert von 24 mmHg.
Ein weiteres Anwendungsgebiet der zu beschaffenden Systeme ist die vitreoretinale Chirurgie am hinteren Augenpol. Dabei gilt: Je kleiner der Schnitt, desto kleiner die Wunde und desto schneller die Heilungszeit, wobei kleinere Lumina aber auch mit längerer Absaugzeit einhergehen.
Die klinische Anforderung besteht darin, möglichst kleine Inzisionen zu verwenden, ohne dabei die Operationsdauer durch die Verwendung dünner Lumina unverhältnismäßig zu verlängern. Um den Glaskörper bei kleinen Durchmessern zügig zu entfernen, werden hohe Vakuum-Werte verwendet. Dabei muss ein hoher Infusionsdruck angelegt werden, um das Auge stabil zu halten, wodurch ebenfalls ein hoher Augeninnendruck entsteht.
Das zu beschaffende System bietet die Möglichkeit der zügigeren Glaskörperentfernung auch bei kleinen Zugängen mittels eines einzigartigen Dual-Segment-Pumpsystems ("Unity Intelligent Fluidics"). Infusions- und Aspirationswerte werden exakt mittels Eddy-Current-Sensoren (hochempfindliche magnetische Wirbelstrom-Sensoren) gemessen. Eine weitere unverzichtbare Funktionalität sind die hohen Schnittraten mit bis zu bis zu 30.000 Schnitten pro Minute. Dabei gilt: Je höher die Schnittrate, desto feiner sind die abgetragenen Glaskörperfragmente und desto geringer der Zug an der Netzhaut.
Die abgeschrägte Spitze (Bevel) des Vitrektoms ist unerlässlich, da es dem Augenchirurgen somit möglich ist näher und damit präziser an der Netzhaut zu operieren, ohne diese zu beschädigen. Zudem kann der Chirurg aufgrund der abgeschrägten Spitze leichter in enge Zwischenräume und Gewebeschichten eindringen.
Die einzigartige Lichtquelle, welche eine freie Wählbarkeit der Farbtemperatur ermöglicht, wird für die Erreichung der notwendigen Sichtbarkeit des zu operierenden Gewebes und der verwendeten Farbstoffe benötigt.
Um zu verhindern, dass Instrumente bei der Manipulation des Augapfels verbiegen, wird eine federgelagerte Schutzhülse (Dynamic Stiffner) herausgefahren, um die Stabilität der Instrumente zu gewährleisten und Funktion aufrechtzuerhalten. Im schlimmsten Fall können Instrumente abbrechen, was so nicht akzeptiert werden kann. Das zu beschaffende System verfügt über einen TetraSpot-Laser Bei dieser Endo-Laser-Technologie werden bis zu 4 Laserspots gleichzeitig platziert, was die Reduktion der Behandlungszeiten um ein Viertel ermöglicht.
Die Firma Alcon Deutschland GmbH ist alleiniger Hersteller des Vitreoretinalen-Kataraktsystems "UNITY (R) VCS" und besitzt die alleinigen Vertriebsrechte. Es ist im vorliegenden Sachverhalt von Anfang an klar, dass ein Teilnahmewettbewerb nicht zu mehr Wettbewerb oder besseren Beschaffungsergebnissen führen würde (vgl. BR-Drs. 87/16 vom 29.02.2016, S. 169). Des Weiteren sind auf dem Markt keine weiteren vernünftigen Alternativen oder Ersatzlösungen verfügbar, welche die Anforderungen des Auftraggebers erfüllen können. Zugleich stellen die entsprechenden Anforderungen des Auftraggebers keine künstliche Einschränkung der Parameter der Auftragsvergabe dar. Vielmehr gewährleisten die gegenständlichen Anforderungen bzw. gewährleistet ausschließlich die Beschaffung der beiden Vitreoretinalen-Kataraktsystemen "UNITY (R) VCS" einen anforderungsgerechten Einsatz beim Auftraggeber (vgl. § 14 Abs. 6 VgV).