Die Stadt Tuttlingen beabsichtigt das denkmalgeschützte Evangelische Gemeindehaus Tuttlingen in ein "Haus der Musik" umzubauen, in dem die Musikschule und verschiedene musiktreibende Vereine neue Räumlichkeiten finden.
Das ehemalige Vereinshaus des Evangelischen Jünglingsvereins, heute Evangelisches Gemeindehaus, wurde in den Jahren 1897/98 als Herberge, Bildungsort und Versammlungsstätte für wandernde Handwerksgesellen im Rahmen der Inneren Mission errichtet. Der dreigeschossige Sichtbacksteinbau zeigt in seiner Gestalt und Fassadenausbildung die repräsentative und zugleich funktionale Architektur des späten 19. Jahrhunderts.
Der Baukörper ist von mächtiger Kubatur und streng symmetrisch gegliedert. Zwei vorspringende Querhäuser fassen die drei mittleren, leicht zurückgesetzten Achsen der Straßenfassade zur Weimarstraße ein. Das hohe Erdgeschoss wird durch paarweise angeordnete Doppelfenster mit dreiachsigem Tympanon gegliedert, wodurch eine klare horizontale Gliederung und eine solide Sockelwirkung entstehen.
In den Obergeschossen prägen geschossübergreifende Rechteckfenster mit Blendlünetten den zentralen Fassadenbereich. Sie belichten den dahinterliegenden großen Gemeindesaal und unterstreichen die vertikale Wirkung des Gebäudes. Schmuckelemente und Fassadendetails greifen Formen der norddeutschen Backsteingotik auf, insbesondere in der Ornamentik der Ziegel und den profilierten Gesimsen.
Ursprünglich trugen die Querhäuser markant hoch aufragende Satteldächer, deren charakteristische Silhouette im Zuge späterer Dachausbauten verändert wurde. Trotz dieser Eingriffe ist der Bau in seiner historischen Substanz und architektonischen Ausdruckskraft weitgehend erhalten.
Im Rahmen des Teilnahmewettbewerbs bietet das Gebäude großes Potenzial für eine zeitgemäße Umnutzung zu einem gemeinsamen "Haus der Musik" für die städtische Musikschule und die musizierenden Vereine Tuttlingens. Damit entsteht ein Zentraler Ort der Begegnung, der neue Impulse für das kulturelle und gemeinschaftliche Leben in der Stadt setzt.
Durch seine architektonische und städtebauliche Präsenz, die zentrale Lage und die geschichtliche Bedeutung nimmt das Evangelische Gemeindehaus eine prägende Stellung im Stadtgefüge Tuttlingens ein. Im Jahr 2025 erwarb die Stadt das Gebäude mit dem Ziel, es einer neuen Nutzung zuzuführen.
Die Musikschule, bislang in der Oberamteistraße untergebracht, sowie die Tuttlinger Musikvereine sollen künftig im Gebäude großzügige Räumlichkeiten erhalten. Die integrierte Bühne im Luther Saal (Großer Saal) ermöglicht dabei kleinere Konzerte und Aufführungen, wodurch das Haus zu einem lebendigen Veranstaltungsort wird.
Für die neue Nutzung sind umfassende Anpassungen erforderlich, um den schulischen und akustischen Anforderungen gerecht zu werden. Hierzu zählen Maßnahmen in den Ausbaugewerken: Trockenbau, Maler, Bodenbelagsarbeiten, sowie Heizung / Lüftung / Sanitär und Elektro.
Zudem werden gezielte Schallschutzmaßnahmen durch den Einbau von Akustikdecken, Schallschutztüren und Schallschutzfenster umgesetzt. Ergänzend ist die Dämmung der obersten Geschossdecke vorgesehen, um den energetischen Standard des Gebäudes zu verbessern.
Das gesamte Gebäude hat eine Bruttogrundfläche von ca. 3.841 m2.
Gegenfalls sind kleine Grundrissänderungen und Raumaufteilungen möglich.